Geschichte

Maria Theresia nach Meytens (fotografiert von Heinz Kröll)

Gründung

Neben der Theresianischen Militärakademie und der Akademie der Orientalischen Sprachen (heutige Diplomatische Akademie) gründete Maria Theresia 1746 die Theresianische Akademie, indem sie das Lieblingsschloss ihres Vaters, die Favorita, zu einer Schule umwidmete.

Ziel

Drei Bildungswege (Ausbildung für Verwaltung, Armee und Diplomatie) sollten zu einem gemeinsamen Ziel führen: dem Dienst am Staat. Begabte und leistungsfähige junge Menschen sollten zu tüchtigen Beamten, Offizieren und Diplomaten erzogen werden. Die noch im Kriegsjahr 1745 überreichten Pläne für Unterricht und Erziehung an der künftigen "Theresianischen Akademie" sind weitreichend - alle Altersstufen sollen erfasst werden.

Vorgeschichte der Favorita

Rund 130 Jahre österreichischer Geschichte wurden von der "Favorita auf der Wieden" aus gelenkt - im Jahre 1614 erwarb Anna, die Gemahlin des Kaisers Matthias, den Angerfeldhof, der umgestaltet und erweitert als Favoritenhof zum Sommersitz der kaiserlichen Familie wurde.

Die Sommerresidenz nach dem Wiederaufbau 1687, wie sie auch unter Maria Theresia ausgesehen hat

In der zweiten Hälfte des 17. Jahrhunderts hatte der 1614 von Anna von Tirol, der Gemahlin des Kaisers Matthias, erworbene Vierkanthof bereits einen großzügigen Ausbau zum Schloss erfahren und war zu einem weithin bekannten Ort für Konzerte, Opern- und Theateraufführungen geworden. Im Zuge notwendiger Verteidigungsmaßnahmen gegen die Türken wurde auch die erste Favorita im Jahre 1683 niedergebrannt. 1690 größer und glanzvoller wiederaufgebaut, wird das Schloss unter den Kaisern Leopold I., Josef I. und Karl VI. als Residenz mit dem großartigen Park zum Ort bedeutender staatspolitischer Ereignisse.

1703: Proklamation Erzherzog Karls (später Karl VI.) zum König von Spanien 1700: Szenenbild aus der Oper "La Constantia d'Ulisse"

Das Goldkabinett in den Räumen des Kuratoriums der Stiftung erinnert an die Jugendzeit Maria Theresias, die nach dem Tod ihres Vaters am 20. Oktober 1740 keinen Fuß mehr in das Gebäude setzte und es schließlich den Jesuiten überschrieb.

Das Goldkabinett im Stile des Rokoko aus der Zeit Kaiser Karl VI.

18.Jahrhundert

1746 Nach dem Verkauf an die Gesellschaft Jesu (Kaufpreis: 30 000 Gulden) wird auch die künftige Bestimmung der Favorita als "Seminarium Nobilium" festgelegt, das unter "höchstem Schutz" Maria Theresias durch seine Erziehungsarbeit "zum Besten des allgemeinen Wesens, besonders aber der adeligen Jugend" dienen soll. Bald darauf wird vom "Collegium Theresianum" oder kurz vom "Theresianum" gesprochen. Der Tag der Vertragsunterzeichnung, der 24. Februar 1746, ist somit der Gründungstag des Theresianums.
1749 Maria Theresia erlässt den ersten Stiftsbrief, in dem sie dem Collegium für alle Zeiten ihren Namen verleiht, es zugleich zur "kaiserlichen Akademie" erhebt, die Grundsätze strenger Auslese festlegt und finanzielle Unterstützung gewährt. Bereits 1748 erfolgte die Übertragung der Bibliothek des Dr. Nikolaus Garelli.
Bildnis von Maria Theresia Bibliotheca Theresiana Obertshofmarschall Graf Josef Khevenhüller, erster Kutrator der Stiftung
1751 Mit dem zweiten Stiftsbrief wird die "Theresianische Ritterakademie" in ihren ökonomischen Grundlagen gesichert. Maria Theresia wird zur "Stifterin", der Kurator zum Schulerhalter - eine mit kleineren Abänderungen noch heute gültige Struktur. Die Jesuiten schaffen eine Bildungsstätte von hohem pädagogischen und fachwissenschaftlichen Niveau (Einführung des Fachlehrersystems, Pflege moderner Fremdsprachen). Die durch einige Zeit gegebene Verbindung des Collegiums mit den weiterführenden (juristischen) Studien wird aufgegeben.
1773 Die Auflösung des Jesuitenordens (in der Favorita verkündet) bedeutet für das Theresianum einen schweren Rückschlag.
1783 Kaiser Josef II. löst die Theresianische Akademie auf, in der Favorita wird eine Ingenieursakademie untergebracht.
1797 Das Theresianum erlebt sein "zweites Geburtsjahr" - Kaiser Franz II. (I.) genehmigt die Wiedererrichtung der "Theresianischen Ritterakademie" unter der Leitung der Piaristen. Der großzügige Ausbau der Favorita erstreckt sich über ein Jahrzehnt.
Das Savoyische Tor der Diplomatischen Akademie (fotografiert von Heinz Kröll) Fassadenansicht der Schule (fotografiert von Fritz Tiefenbrunner) Das Hauptportal der Schule (fotografiert von Fritz Tiefenbrunner)

19.Jahrhundert

1807 Die Favorita hat mit dem Umbau der klassizistischen Fassade den Bauzustand erreicht, der im Wesentlichen noch heute zu sehen ist. Besonderes Augenmerk wird auf die sportliche Erziehung gelegt - es entsteht eine Schwimmschule, die Zöglinge haben sechs Wochenstunden Turnen.
Kolorierte Radierung Theresianischen Ritterakademie 1825
1849 Trotz gewichtiger negativer Stellungnahmen genehmigt Kaiser Franz Joseph nach dem Revolutionsjahr 1848 die Weiterführung als "Theresianische Akademie", allerdings unter wesentlich geänderten Bedingungen: die Schule steht von nun an unter staatlicher Aufsicht und der neue Gymnasiallehrplan wird übernommen. Das Privileg der "Schule für adelige Jugend" wird abgeschafft und die Zulassung von "Söhnen des Bürgertums" verfügt - die Aufnahme von externen Schülern soll ermöglicht werden (einer der ersten bürgerlichen und zugleich externen Schüler war Karl Lueger, der spätere Wiener Bürgermeister).
1883 Die "Konsularakademie" übersiedelt in die Favorita, bezieht den neuen "Konsulartrakt" und bleibt hier bis 1905 (Verlegung dieser Akademie in ein neues Haus in der Boltzmanngasse, wo sie bis zur Auflösung in der NS-Zeit bleibt; heute gehört das Haus in der Boltzmanngasse der US-Botschaft in Wien). Die Kompetenzen des Kurators (nach 1849 vorübergehend eingeschränkt) werden auf die Konsularakademie ausgedehnt.

20.Jahrhundert

1910 Das Theresianum erreicht seine stärkste und breiteste staatspolitische und pädagogische Wirkung. Die Zöglinge (im Durchschnitt dieser Jahre jeweils etwa 300) kommen aus allen Gebieten der Monarchie und sprechen unterschiedliche Sprachen. Etwa zwei Drittel erhalten Stiftplätze und damit wesentliche finanzielle Erleichterungen für ihr Studium. Die Lehrpläne dieser Jahre zeigen deutlich die Dominanz der Fremdsprachen - neben dem obligatorischen Ungarisch-Unterricht kann man im Theresianum Französisch, Italienisch, Englisch, Böhmisch, Polnisch, Slowenisch, Serbokroatisch und Rumänisch lernen. Die ungarischen Zöglinge werden nach einem eigenen Lehrplan unterrichtet und nach einer eigenen Matura-Ordnung geprüft. Die Inspektion dieses Unterrichtes durch einen ungarischen Referenten besteht bis in die Zwanzigerjahre.
  Viele Sportarten (u. a.: Reiten, Fechten, Tanzen, Schwimmen), handwerklich-praktischer Unterricht (Modellieren, Tischlerei, Schnitzarbeiten) und Instrumentalunterricht sind Beispiele für das breit gefächerte Angebot der Schule. Starke Einflüsse der deutschen "Landerziehungsheime" sind in der Erneuerung der Internatserziehung sichtbar. Diese münden in dem Plan, für das Theresianum einen Neubau im Lainzer Tiergarten zu errichten und dort "das größte europäische College" zu schaffen, was jedoch durch den Ausbruch des Ersten Weltkrieges verhindert wird.
Fechtunterricht im Jahre 1898 (Foto aus dem Besitz der Stiftung) Radsport am Theresianum anno 1898 (Foto aus dem Besitz der Stiftung)
1925 Nach den schweren wirtschaftlichen Belastungen durch Krieg und Nachkriegszeit schafft das nun wieder eingerichtete Kuratorium durch schulorganisatorische Provisorien und pädagogische Experimente sichere Grundlagen für die weitere Entwicklung der Schule.
  Die großen Besitztümer in Niederösterreich, Böhmen, Mähren und Ungarn waren zum Teil schon in der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts abgelöst oder verkauft worden, mit dem Ende der Monarchie gingen sie jedoch zur Gänze verloren. Die neu erworbenen Güter Süßenbrunn und Strechau werden noch heute als wichtige Fundierung der Stiftung gesehen.
Nobelpreisträger Max Perutz, Maturajahrgang 1932
1935 Weitere Sanierungsmaßnahmen für die Favorita verlangen den Verkauf eines großen Teils des südlichen Parkabschnittes für den Neubau der Ravag (damalige Rundfunkgesellschaft / heutiges ORF-Gebäude). Der Erlös ermöglicht die Weiterführung des Theresianums.
1938 Die Nationalsozialisten lösen das Theresianum auf, die Theresianisten werden anderen Wiener Mittelschulen zugewiesen oder vertrieben. Eine "Napola" (Nationalpolitische Erziehungsanstalt) mit der Bezeichnung "Wien-Theresianum" wird in der Favorita eingerichtet.
Bibliotheksstempel der Nationalpolitischen Erziehungsanstalt
1945 Die durch die Kriegsereignisse zum Teil stark beschädigten Gebäude der Favorita sind durch sowjetrussische Truppen und Verwaltungsstellen besetzt. Bereits im Jubiläumsjahr 1946 wird von der Bundesregierung ein Kuratorium der Stiftung "Theresianische Akademie" eingesetzt, von dem die wichtigsten Sanierungsmaßnahmen im Akademiegebäude veranlasst und die Güter (Süßenbrunn, Strechau) betreut werden.
Zerstörte Fassade nach dem Krieg.
1955 Mit dem Staatsvertrag erhält die Stiftung die "Favorita" zurück; ein umfassendes Bauprogramm, das sich bis in die sechziger Jahre erstreckt, wird realisiert.
1957 Drittes Geburtsjahr des Theresianums; nach einer Unterbrechung von zwei Jahrzehnten werden wieder Theresianisten in der Favorita unterrichtet - "Theresianum redivivum".
1962 Im Privatschulgesetz wird die Schulbezeichnung des Theresianums festgehalten: Öffentliches Gymnasium der Stiftung "Theresianische Akademie" in Wien. Das Gymnasium, an dem nun obligatorisch drei lebende Fremdsprachen (Englisch, Französisch, Russisch) und Latein unterrichtet und später weitere Fremdsprachen (in den letzten Jahren sind dies Italienisch, Spanisch, Ungarisch und Japanisch) als Wahlpflicht- und Freigegenstände angeboten werden, unterhält zahlreiche Schüler-Austauschprogramme. Die etwa 5 ha umfassende Parklandschaft wird immer mehr zu einer Sport-Spielplatz-Freizeit - Parklandschaft entwickelt, durch die wesentlich zur Attraktivität der Schule beigetragen wird.
Im Park des Theresianums.
1964 Die im Jahre 1962 als Nachfolger der Konsularakademie gegründete Diplomatische Akademie findet ihre Heimstätte wieder im Gebäudekomplex der Favorita.
1977 Der erneuerte Stiftsbrief der "Theresianischen Akademie" wird erlassen - er stellt die Aufgaben der Stiftung und des Gymnasiums in die Kontinuität der schulischen Entwicklung.
1988 Erstmals kommen Damen in das Professorenkollegium.
1989 Aufnahme der ersten Mädchen.
1991 Hofrat Dr. Weissgärber tritt in den Ruhestand.
1993 Dr. Waltraud Hauschka wird erste Direktorin des Theresianums.
  Ausbau des Dachbodens für das Vollinternat.
  Aktion "Bosnische Flüchtlingskinder im Theresianum".
1994 Bau eines Speisepavillons im 3. Hof.
1995 Theresianum wird österreichische Kooperationsschule der niederländischen Stiftung "Model European Parliament".
1996 Jubiläum 250 Jahre Theresianische Akademie: "Spectaculum" vor der alten Universität im 1. Bezirk, Festakt in der Akademie der Wissenschaften.
  Ausstellung "Schule und Erziehung im Wandel dreier Jahrhunderte".
  Eröffnung der neuen Schulbibliothek.
  Restaurierung der Straßenfassade der Favorita.
250 Jahre Theresianum. Désirée Boyneburg als Maria Theresia. (alle fotografiert von Fritz Tiefenbrunner)
1997 Beginn der Umsetzung des neuen Theresianischen Sprachenmodells (2. leb. Sprache ab der 3. Klasse, Latein ab der 4. Klasse).
  Anatol (unter der Leitung von Prof. Burggasser) und "What you will" (unter der Leitung von Prof. Wess) werden aufgeführt.
  Die Website des Theresianums entsteht.
  Eröffnung der neuen Dreifachturnhalle.
  Einweihung der neuen Evangelischen Kapelle.
  Beginn des Charity-Projekts für die Kinderheime im rumänischen Slobozia.
1998 Generalsanierung der naturwissenschaftlichen Abteilung und des Hallenbades.
  Beginn des EU-Comenius-Projektes "Euro".
1999 Kurator Sektionschef i.R. Dr. Leo Leitner tritt in den Ruhestand, sein Nachfolger wird MinR. Dr. Stephan Nagler.
  Auszeichnung des Theresianum mit dem EUROPTIMUS-Preis des Europäischen Erzieherbundes.
2000 Generalversammlung des Model European Parliament mit 200 SchülerInnen aus 15 EU-Ländern im Theresianum.
  Beginn des Projekts "Business@school" in Zusammenarbeit mit Boston Consulting, das seither ohne Unterbrechung fortgesetzt wird.

21.Jahrhundert

2001 Eröffnung der ersten Laptop-Klasse.
2002 Einrichtung aller Klassen als Medienklassenzimmer.
2005 Entwicklung von THEM (Theresianisches Enrichment Modell) für die Oberstufe.
  Einführung der 5-Tage-Woche in den 1. Klassen.
  Beginn des neuen Charity-Projektes "Maxi Pöll Haus" im SOS Kinderdorf Phuket/Thailand.
2006 Einführung der 5-Tage-Woche in der Unterstufe.
  Naturwissenschaftliches Labor für die 3. Klassen.
  Europawoche als Abschluss eines 3-jährigen EU-Comenius-Projektes mit 5 europäischen Partnerschulen.
  Einführung des Theresianischen Leistungspasses.
2007 Einführung des neuen Jahrgangsschwerpunktes "Gesundheit, Bewegung und Sport" in den 1. Klassen.
  Einführung der neuen Wahlpflichtfächer "Wirtschaft" und "Life Science".
2012 Umsetzung der 5-Tage-Woche in der Oberstufe (Beginn mit dem Schuljahr 2013/14).
  31. Dezember: HR Dr. Waltraud Hauschka tritt nach 19 Jahren als Schulleiterin in den Ruhestand
2013 Mit 1. Jänner 2013 übernimmt Mag. Andreas Schatzl die Schulleitung. In einem feierlichen Festakt wird er von FBM Dr. Claudia Schmied in das Amt eingeführt.
  Beginn umfangreicher Umbau- und Renovierungsarbeiten im Bereich „Bildnerische Erziehung/Werkerziehung“.
2014 23. Mai: Campus-Jahresprojekt „100 Jahre Ausbruch des 1. Weltkrieges“.
  29. März bis 5. April: Generalversammlung des Model European Parliament mit über 170 SchülerInnen aus den 28 EU-Mitgliedstaaten im Theresianum.
2015 Erster Durchgang der neuen Reifeprüfung am Theresianum mit großartigen Ergebnissen.
  Beginn der Klassenrenovierungen – Schaffung von Ausweichquartieren im 2. Stock.
2016 26. April: Dir. Mag. Andreas Schatzl wird vom Kuratorium als Schulleiter einstimmig auf unbestimmte Zeit bestellt und zum Pädagogischen Vorstand der Stiftung „Theresianische Akademie“ ernannt.
  Die Renovierungsarbeiten der Stammklassen (4 Klassen, 1. Stock, parkseitig), der WC-Anlagen und des Portierhofes beginnen.
  Das Theresianum erhält der Schulsportgütesiegel in Gold für die Jahre 2017 bis 2020.
Schulsport Gütesiegel